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Wendelstein + Schwanstetten - Mai 2021

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AUS DER REGION

AUS DER REGION Wendelsteins Vereinsleben bot schon vor 100 Jahren viele „Mitmachangebote“ (2) Von Gartenfreunden, Radrennfahrern und Bienenzüchtern Gut ausgebaute Straßen und geprüfte Sicherheitskleidung für die Radsportler oder vorsorgliche Straßensperrungen für öffentliche Radrennen gab es in den 1920er Jahren noch nicht, als sich diese Gruppe Rennradfahrer des Wendelsteiner Radlerclubs an der Röthenbacher Straße mit der Turnvereinshalle im Hintergrund vor dem Start zu einem Radrennen gemeinsam fotografieren ließ. 20 Wendelstein - Der 1. Weltkrieg war erst wenige Jahre vorbei und die großen wirtschaftlichen Probleme, die mit zum Scheitern der „Weimarer Republik“ beitrugen, schienen noch weit weg: Wie in anderen Regionen hatte das Vereinsleben vor allem im ländlichen Raum nach den gesellschaftlich-politischen Umbrüchen mit Ende des deutschen Kaiserreichs 1918 auch in Wendelstein wieder mit neuen Aktivitäten begonnen. Welche „Mitmachangebote“ die Vereine in der Marktgemeinde damals boten und vor allem aus welchen Gründen heraus die Vereine entstanden, steht im Mittelpunkt dieses zweiten Artikels über Wendelsteins Vereinsleben vor 100 Jahren mit Interessen wie dem Sport, der Natur und weiteren Gemeinsamkeiten für Vereinsgründungen. Neben den Vereinen mit sozialen wie geselligen Zielen gab es in Wendelstein nach 1880 auch bereits Vereinsgründungen für besondere gemeinsame Freizeitinteressen: Der 1889 gegründete Zeidlerverein verrät schon im Namen, dass sich hier Bienenzüchter und Bienenfreunde zusammenfanden zum fachlichen Austausch und gegenseitiger Hilfe. Die historische Bezeichnung „Zeidler“ wurde auch deshalb gewählt, um an die große Tradition dieses Berufes im „Reichswald“ zu erinnern. Die Zeidler hatten als „Bienenzüchter“ im Mittelalter in den Wäldern rund um Nürnberg begonnen, wilde Bienenvölker zur Honiggewinnung gezielt zu züchten und zu betreuen. Im Gegensatz zum heute noch bestehenden Zeidlerverein ist der 1892 gegründete Rauchklub „Frankonia“ Wendelstein wieder längst vergessen. Wie beim bis heute existierenden „Rauchclub“ im benachbarten Großschwarzenlohe sammelten sich hier die Freunde des Pfeifen- und Langsamrauchens, das fast zeremoniell bei geselligen Treffen gepflegt wurde und nichts - wie von manchen heutigen Zeitgenossen vermutet - mit einem Geheimbund von Rauchern zu tun hat. Das Stammlokal der „Frankonia“ war die Bäckerei und „Restauration zum weißen Ochsen“ der Familie Enßer, bis heute ein Familienbetrieb mit Café und Hotel am Marktplatz beim Rathaus. Aus dem „Turnverein“ (TV) wurde später der „Turn- und Sportverein“ Sport war der Hauptzweck des nächsten Vereins in der Reihe der Wendelsteiner Vereinsgründungen: Seit die Freiwillige Feuerwehr in den 1880er Jahren das Turnen aufgegeben hatte, gab es am Ort kein organisiertes Sportangebot mehr. Dies änderte sich 1893, als sich der Turnverein Wendelstein neugründete. Er existiert heute als „Turn- und Sportverein (TSV) Wendelstein“ und besitzt als Rarität bis heute nicht nur eine der wenigen erhaltenen historischen Turnhallen der Region, die 1909 komplett in Eigenleistung des Vereins errichtet und finanziert MAI 2021 wurde. Eine weitere Besonderheit im Verein ist die kurz nach 1900 entstandene „Sängerriege“, wobei vor 100 Jahren Musikzüge und Sängergruppen in Sportvereinen oft ein Teil der Vereinsaktivitäten waren. Einen anderen Sport mit historischem Hintergrund betreibt die „Schützengesellschaft Wendelstein“ seit ihrer Gründung 1899. Der Vereinsname „Schützengesellschaft“ ist ein Hinweis, dass die Gründungsmitglieder vor allem aus dem örtlichen Bürgertum mit Geschäftsleuten, Handwerksmeistern und Honoratioren stammten. Die Tradition der Schützenvereinigungen entstand in den Städten, wo sich Bürger und Handwerksmeister teilweise schon im Mittelalter zur Stadtverteidigung zu Schützengilden und Schützengesellschaften zusammenschlossen, zumal der Schützensport finanziell am ehesten dem Bürgertum möglich war. Ihr Domizil mit Schießstand hat die Schützengesellschaft heute neben dem Veteranenvereinsheim an der „Hans-Seufert-Halle“. Nach 1900 organisieren sich auch die Arbeiter in eigenen Vereinen Das Jahr 1900 ist fast eine Zäsur im örtlichen Vereinswesen, denn ab 1900 entstanden zunächst Vereine mit Arbeitern als Gründungsmitgliedern. Noch im Jahr 1900 wird ein Ortsverband der „Katholischen Arbeiter-Bewegung“ gegründet. Der Grund dafür waren Ereignisse von 1893-95: Damals suchte eine Kiefernspannerplage den Nürnberger Reichswald heim. In kürzester Zeit mussten in vielen Forstrevieren des Reichswalds ganze Waldstücke mit Schädlingsbefall gerodet, verarbeitet und aus dem Reichswald abtransportiert werden. Mehrere hundert Holzfällerfamilien aus dem Bayerischen Wald zogen deshalb in die Region Nürnberg und als Katholische zudem in eine damals fast komplett evangelische Region. Viele blieben auch nach den Arbeiten im Reichswald in Franken und fanden in der KAB eine kirchlich-gesellige „Heimat“. Vermutlich als Antwort auf den eher „bürgerlichen“ Turnverein entstand 1903 zudem ein Arbeiter-Turn- und Sportverein. Wie der Turnverein von 1893 hatte auch der ATSV Wendelstein eine Sängerriege, und er hatte als erster Sportverein im Ort schon vor dem 1.Weltkrieg eine Fußballmannschaft. Fußball galt damals als primitiv und nicht vereinbar mit anderen leistungsfördernden Sportarten in bürgerlichen Sportvereinen. Bis zum Vereinsverbot mit Auflösung 1933 nutzte der ATSV Wendelstein die Gastwirtschaft Böcklein mit ihrem Saalbau und einer großen Außenanlage am Wendelsteiner „Plärrer“ beim Heimathaus als Vereinslokal. Weitere zwei Jahre später bot 1905 ein „Ortsverband der Sozialdemokratischen Partei“ den Arbeitern auch eine politische Heimat. Treffpunkt und Stammlokal der Wendelsteiner SPD war die Wirtschaft „Zum Hirschen“ an der Ecke von der Fabrikstraße zum „Winkel“. Die Wirtschaft befand sich im historischen

AUS DER REGION In Nürnberg und Umgebung gab es vor 100 Jahren bereits etliche kleine Sportvereine, in denen auch oder nur Fußball gespielt wurde. Dieses Foto zeigt die Mannschaften des ATSV Wendelstein und des „FC Eintracht Nürnberg-Dutzendteich“ nach einem Punktespiel. Die Karte ist im übrigen 1916 datiert - und damit mitten aus den Jahren des 1.Weltkriegs. Handwerker- und Arbeiterzentrum des Ortes seit dem Mittelalter - als hier die Messer- und Klingenschmiede in der Nähe der Papiermühle mit angeschlossener Schleifmühle ihre Wohn- und Arbeitsräume hatten. Nach dem Verbot 1933 war die SPD in der Nachkriegszeit ab 1945 in Wendelstein anfangs die einzige „alte“ politische Partei bei örtlichen Wahlen. Die Gartenbaufreunde organisierten sich 1912 und die Radsportfreunde 1913 Dass 1912 in Wendelstein ein „Obst- und Gartenbauverein“ entstand, war kein Zufall. In vielen umliegenden Gemeinden waren bis dahin ähnliche Vereine gegründet worden. Damals begann in Deutschland das Interesse am Naturerhalt mit der landesweiten Bewegung des „Heimatschutzes“ und ersten Elementen des Naturschutzes. In Wendelstein schaffte es Hauptlehrer Engelhardt einige Bürger für die Obstbaumzucht zu begeistern und im März 1912 konnte im Gasthaus „Rotes Kreuz“ am Marktplatz von insgesamt 19 Gründungsmitgliedern der „Obstbauverein Wendelstein und Umgebung“ gegründet werden. Eine besondere Gründungsgeschichte hat auch der 1913 entstandene Radlerclub Wendelstein. Das mit der Vereinsgründung 1913 begonnene Protokollbuch des Vereins verrät, dass bei der Gründungsversammlung im Mai 1913 mehrere Radsportfreunde aus Wendelstein zunächst planten, eine Radfahrer-Abteilung im „Turnverein“ zu gründen. Die Wahl der „Kreuchaufschen Wirtschaft“ am Marktplatz („Zum Roten Kreuz“) als Abteilungstreffpunkt führte jedoch kurze Zeit später zum Bruch zwischen dem Turnverein und der neugegründeten Radfahrer-Abteilung, denn der Turnverein lehnte ein eigenes Vereinslokal für eine Sportabteilung ab. Den Turnvereinsmitgliedern unter den Radfahrern wurde nach einer Vorstandssitzung des Turnvereins sogar mit dem Ausschluss aus dem Turnverein gedroht, sollten sie das „Rote Kreuz“ weiterhin als Abteilungslokal nutzen. Bei einem Treffen der Radfahrer-Abteilung wurde deshalb beschlossen, aufgrund dieser harschen Antwort vom Turnverein einen eigenen Radfahrer-Verein zu gründen. Seit den 1990er Jahren hat der RC 1913 Wendelstein sogar eine eigene Vereinshalle an der Gibitzen und ist heute im Radrennsport wie im Hallenradsport sowie in der BMX-Sparte und beim Bogenschießen erfolgreich. Text und Fotos: (jör) Gärtnerei Balkon- und Gemüsepflanzen in Riesenauswahl! Am Buchenschlag 1 | 90559 Burgthann-Mimberg Tel. 0 91 83/40 34 06 | www.gaertnerei-loibl.de MAI 2021 21

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