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Reichswaldblatt - Februar 2020

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Ein Zeitzeugenbericht

Ein Zeitzeugenbericht -In Andenken an den verstorbenen Hans Horalek (10.06.1934 - 15.09.2019) HANS HORALEK - EIN LEBEN FÜR DEN HANDBALLSPORT Hans Horalek wurde 1934 im Erzgebirge geboren, kam aber bereits im Oktober 1935 nach Feucht, wo er in den Vorkriegsjahren eine glückliche Kindheit erlebte. Ab 1939 begann dann auch für die Familie Horalek, die durch die Geburt eines zweiten Sohnes auf vier Personen angewachsen war, eine Zeit, die Einschränkungen jeglicher Art mit sich brachten. Erinnert sei nur an die Einführung der Lebensmittelkarten, die es mit sich brachte, dass gegen Ende des Krieges z. B. pro Person monatlich nur noch 125 g Butter zu kaufen waren. Bei dem schweren Fliegerangriff Aug. 1943 wurde auch das Wohnhaus der Horaleks schwer beschädigt und wurde bis zur Währungsreform 1948 nur notdürftig repariert. Nach Kriegsende ging es langsam bergauf, wobei nicht verschwiegen werden soll, dass die Lebensmittelversorgung äußerst dürftig war, doch jeder behalf sich auf seine Weise und Hamstern und Schwarzhandel waren groß in Mode. Vom Überfluss der US Army fiel so manches für die Feuchter Bevölkerung ab und viele Feuchter Frauen wuschen die dreckige Wäsche und die Uniformen der Soldaten und bekamen dafür Essen, Kaffee, und Schokolade. Bereits 1946 versuchten die Handball- und Leichtathletik Pioniere Fritz Meier und Willi Bauer (Masser) das Vereinsleben des TSV Feucht 04 wieder in Gang zu bringen und scharten im Planksgarten, Nähe Eichenhain zwischen Oberer- u. Unterer Kellerstraße Kinder und Jugendliche um sich . Von der ersten Stunde an war auch Hans Horalek mit dabei und bestritt am 16.09.46 sein erstes Handballspiel in der Schülermannschaft gegen den TSV Stein, das verloren wurde. Der Handballspieler Hans Horalek Von 1946 bis 1970 war Hans Horalek bei seinem Heimatverein TSV Feucht 04 aktiv. Von der Schülermannschaft kam er in die 1. Jugendmannschaft. Schon in der Jugendmannschaft wurde die Kameradschaft groß geschrieben und die Anreise zu den Auswärtsspielen bis nach Lauf, Hersbruck, Röthenbach oder Schwabach wurden grundsätzlich mit dem Fahrrad gemacht. Man ist nach den Spielen im Vereinsheim der Gastgeber sitzen geblieben und hat zusammen noch ein paar Maß Bier gestemmt, was dann manchmal zu einer etwas wackeligen Heimfahrt führte, Unfälle hat es keine gegeben da immer Feld und Waldwege benutzt wurden. Von Anfang an qualifizierte sich der schnelle Flügelflitzer für die 1. Mannschaft und hat alle Höhen und Tiefen miterlebt. Das Vereinleben hat hervorragend funktioniert und nicht nur nach gewonnenen Spielen haben sich die Spieler, Gönner und Freunde oft bis spät in die Nacht zusammen gesetzt, gesungen und ein paar Maßen getrunken. Der Vater des unvergessenen Torhüters Simon Wild (tödlich verunglückt 1957) der „Wildn Schank“ (Jean, für alle Nichtfranken) hat immer für Nachschub gesorgt und für die hungrige Meute auch mal den einen oder anderen Pressack spendiert. Hans Horalek gehörte der 1963 aufgestiegenen Landesliga Mannschaft an und trug mit seinen gefürchteten „Bogenlampenwürfen“, vom Außen zu vielen Spiel entscheidenden Toren bei. Die Aufstiegskämpfe gegen Rödelsee, Marktsteft, Weitramsdorf, Würzburg und Heidingsfeld sind unvergessen und waren hart umkämpft. Trotz der beschränkten Transportmöglichkeiten haben die Diese Sonderseite „Chronik Markt Feucht“ veröffentlichen wir in loser Reihenfolge. Der Text und die Bilder werden uns vom Markt Feucht (Arbeitskreis Chronik Feucht) zur Verfügung gestellt. Spiele der Feuchter Handballer bis zu 200 Feuchter begleitet. Zu Heimspielen kamen zwischen 500 und 1000 Zuschauer zum Sportplatz an die Jahnstrasse, den sich der TSV mit einer kleinen Turnhalle zugelegt hatte. Eine besondere Brisanz hatten immer die Spiele gegen Winkelhaid und Altdorf. Hier ging Hans Horalek manchmal die Auseinandersetzung nach Spielende außerhalb des Sportplatzes weiter. Da die Vereine später in unterschiedlichen Ligen spielten, haben sich die Rivalitäten gelegt und es sind Feuchter Spieler nach Winkelhaid und Altdorf gewechselt und auch umgekehrt. Mehrmals wurde Hans Horalek in die Kreisauswahlmannschaft des Kreises Mittelfranken Ost sowie in die Bezirksauswahl Mittelfranken berufen. Im Jahre 1967 erfolgte der Umzug von Feucht nach Wendelstein ins neu gebaute Haus. Hans Horalek war mittlerweile verheiratet und stolzer Vater zweier Söhne geworden. 1971 erfolgte der Übertritt in den TSV 93 Wendelstein wo Hans Horalek als Spieler und Spielertrainer wirkte. Sein letztes Spiel als Aktiver bestritt er am 12. 1. 2004 in der AH danach endete die Spielerkarriere als Aktiver. Seinem Heimatverein TSV Feucht 04 ist Hans bis heute treu geblieben und besucht als Ehrenmitglied den Senioren Stammtisch regelmäßig. Der Trainer Neben der Spielerkarriere war Hans auch als Trainer überaus erfolgreich. Von 1966 bis 1967 war Hans Horalek Trainer der Landesligamannschaft des TSV Feucht 04. Bis 1970 fungierte er außerdem als Schüler und Jugendtrainer mit wechselnden Einsätzen. Ab 1.01.1971 war Hans Spielertrainer und Spieler beim TSV 93 Wendelstein für die Jugend-, Männer- und sogar für die neu gegründete Damenmannschaft. 1970–1972 übernahm Hans Horalek das Training des FC- Hersbruck und schaffte mit der Männermannschaft den Aufstieg in die Landesklasse auf dem Feld und in die Bezirksliga in der Halle. 1973 und 1974 heuerte Hans H. Beim TV 1881 Altdorf als Trainer an. Auch hier schaffte er in Feld und Halle den Aufstieg in die Bezirksliga Mittelfranken. Die nächsten Jahre waren ausgefüllt mit wechselnden Tätigkeiten als Übungsleiter beim TSV 93 Wendelstein. Im Jahre 2001 endete die Trainerkarriere von Hans Horalek. Der Funktionär Als Funktionär hat sich Hans Horalek ebenfalls verdient gemacht. Schon 1954 wurde er als Vereinsjugendleiter des TSV 04 Feucht in die Vereinsführung eingebunden und benötigte hierzu vom Registergericht die Freigabe für das passive Wahlrecht beim BLSV wegen noch nicht erreichter Volljährigkeit. Der Eintritt in die Schiedsrichter Laufbahn erfolgte 1964 durch die Bestellung zum SR-Lehrwart und stellvertretenden Kreisschiedsrichter Obmann. 1966 wurde Hans Kreisschiedsrichter Obmann für Mittelfranken-Ost und Schiedsrichter Lehrwart. Von 1980 bis 1999 war Hans Kreisvorsitzender Mfr.- Ost und Bezirksschiedsrichter Lehrwart Mfr. und arbeitete maßgeblich an der Struktur-Reform und Auflösung aller Kreise mit. Bis 2003 folgte dann die Mitgliedschaft in der neuen Bezirksspielleitung Ostbayern. Bereits ab 1992 bis

Die beiden international eingesetzten Schiedsrichter Hans Horalek und Hans Roppelt 2003 bis zum Ende der Funktionärskarriere folgte die Funktion als SR-Beobachter für den DHB (Deutscher Handball Verband) BHV (Bayer) und SHV ( Süddeutschland). Die Funktionärstätigkeit endete im Jahre 2003. Der Schiedsrichter Am erfolgreichsten war Hans Horalek als Nationaler und Internationaler Schiedsrichter. Nach der Schiedsrichterprüfung 1962 erfolgten bereits 1962 erste Einsätze in der mittelfränkischen Bezirksliga und es folgte in den kommenden Jahren ein unaufhaltsamer Aufstieg über die Landesliga, Bayer. Oberliga, 1966 Regionalliga Süd und nachdem 1968 aufgrund der Schnelligkeit des Hallenhandballspieles die Teamschiedsrichter eingeführt wurden, bildete er mit Gerd Adrian ein erfolgreiches Team das regelmäßig Spiele der Süddeutschen Oberliga leitete. 1969/70 wurde Hans Horalek mit Hans Roppelt vom TV 1860 Bamberg, einem Kriminal-Hauptkommissar, durch den DHB in den A-Kader der Bundesliga berufen und bildeten in den kommenden Jahren bis 1992 eines der erfolgreichsten Schiedsrichter Teams. Die IHF setzte die beiden 1972 bei den Ausscheidungsspielen zur Olympiade in München ein. Dreizehn Jahre lang leiteten sie Spiele auf höchstem Niveau. Dazu zählten 66 Länderspiele international sowie 126 Bundesligaspiele und weitere Spiele in den obersten Spielklassen. 1982 hatten die beiden ihre selbst gesteckten Ziele erreicht und hörten auf eigenen Wunsch auch aus beruflichen Gründen, mit dem Hochleistungssport auf. Die weiten Reisen in ganz Europa forderten ihren Tribut, wenngleich sie auch heitere Seiten hatten. So wurde Hans Roppelt aufgrund seiner Tätigkeit als Kriminal-Hauptkommissar das Einreisevisum für das Länderspiel CSSR - UdSSR verweigert, Hans Roppelt schaltete sofort und beantragte die Einreise als Bankangestellter, was genehmigt wurde. Von besonderer Brisanz waren Länderspiele mit DDR Beteiligung. Die Brisanz lag darin, dass das BRD Team die DDR mit einem Sieg aus dem Rennen um die Olympiateilnahme in Montreal brachte. Die DDR Funktionäre sahen darin eine Benachteiligung durch den Klassenfeind. Das erste Länderspiel der DDR nach diesem Vorfall mussten die beiden in Ostrava gegen die CSSR pfeifen und boten eine souveräne Leistung. Der Fall Norwegen war ähnlich gelagert. Aufgrund eines Regelverstoßes eines Deutschen Nationalspielers wurde Norwegen um die Olympiateilnahme gebracht. Auch hier musste unser Duo nach diesem Vorfall pfeifen in einer aufgeheizten Atmosphäre brachten sie das Spiel gut über die Runden. Internationale Einsätze führten die beiden Erfolgsschiedsrichter zunächst zu den großen Vereinen Europas nach Holland, Frankreich, Belgien, Dänemark, Spanien, Schweden, Norwegen, Schottland, Italien, die Schweiz und Österreich. Ab 1974 kamen dann Einsätze jenseits des Eisernen Vorhangs hinzu in UDSSR, Rumänien, Polen, CSSR, Bulgarien und Ungarn. Auch die Nationalteams aus China, Kuba und nicht zu vergessen der DDR, wurden geschiedst. Als unvergessliches Erlebnis war für Horalek/Roppelt die Leitung des Länderspiels CSSR – Jugoslawien in Göppingen. Die Insider erinnern sich, dass das Finale bei den Olympischen Spielen in München, das damals die Jugoslawen hauchdünn und damit die Goldmedaille gewonnen hatten. Das erste Länderspiel der damaligen Rivalen als Olympia-Revanche wurde auch von den beiden „Hansen“ gepfiffen. In einem dramatischen Spiel gewannen nun die Tschechen mit 19 : 18. Die Presse und auch die 4000 Zuschauer überschlugen sich mit Superlativen und Schlagzeilen wie „besser kann Handball nicht gespielt werden“. Die örtliche Zeitung betitelte die Begegnung als Handballspiel des Jahres. Die beiden Unparteiischen hatten einen großen Anteil am Spielverlauf und kamen insgesamt mit nur einer Zeitstrafe von 2 Minuten gegen Jugoslawien über die Runden und wurden in der Presse extra lobend erwähnt. Besonders die Reisen in die Ostblockländer waren abenteuerlich. Obwohl von der IHF vorgeschrieben war, dass die Entlohnung der Schiedsrichter in Schweizer Franken zu erfolgen hatte wurden die SR meistens mit der nicht konvertierbaren Landeswährung abgespeist. Manches überflüssige Souvenir trat somit die Reise Hans Horalek und Hans Roppelt beim Länderspiel DDR – CSSR Hans Horalek bei Verleihung der Ehrenmedaille des Freistaates Bayern mit in den Westen an. Unangenehm war auch die ständige Begleitung durch Polit-Kommissare. Trotzdem verbinden Hans Horalek heute noch viele persönliche Freundschaften mit Spielern und Funktionären aus ganz Europa, u. a. Mit dem ehem. DDR Nationalspieler Wolfgang Lakenmacher. Hans Roppelt ist leider 2004 verstorben an den Folgen einer Herzerkrankung. Nach Beendigung der internationalen Karriere leitete Hans Horalek bis 2003 auf Kreis- und Bezirks-Ebene zusammen mit Adolf Boris noch viele Spiele der Kreis- und Bezirksliga. Aufgrund seiner großen Verdienste erhielt er vom DHB und BHV die silbernen Ehrennadeln. Am 13.07.2000 wurde Hans Horalek im Max Joseph Saal der Münchener Residenz die Ehrenmedaille für besondere Verdienste um den Sport von der Ministerin Monika Hohlmeier verliehen. Auch heute hat sich Hans Horalek mit dem Rentnerdasein noch nicht abgefunden. Der Techn. Betriebswirt stellt heute seine berufliche Erfahrung dem Nachwuchs zur Verfügung und ist als Ausbildungsleiter in einem Kunststoff verarbeitenden Betrieb tätig. Wenn man Hans Horalek fragt wie lange er denn noch weitermacht, dann bekommt man die Antwort „solange es mir Spaß macht“ (Zeitzeugenbericht)

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