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Mitteilungsblatt Wendelstein+Schwanstetten - Juli 2020

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AUS DER REGION 22 Vor 50

AUS DER REGION 22 Vor 50 Jahren wurde Neuses zum „Brückendorf“ mit mehreren Brückenneubauten Neuses hält im Markt Wendelstein einen „Brückenrekord“ Neuses - Welcher Ort in der Gemeinde Wendelstein hat die meisten Verkehrsbrücken in seinem Ortsbereich? Es ist Neuses mit gleich drei Brücken! Die heute „älteste“ davon ist die Brücke über die Staatsstraße 2239, die in der Ortsmitte die Schwarzach quert und heuer „50jähriges“ feiern kann. 1973 folgte die Fertigstellung der Trogbrücke für den Rhein-Main-Donau-Kanal und die dritte - vor allem als „Verkehrsnadelöhr“ umstrittene - ist die Brücke über die A6 an der Verbindungsstraße von Neuses nach Katzwang, auch als Brücke an der Hirschenholzstraße bekannt. Schon bei der Ortsgründung im Mittelalter verhalf die Flußbiegung der Schwarzach „Neuses“ zu besonderen Bedeutung und zu seinem Namen. Der Ursprung des Ortsnamens bedeutet „Neu-Sitz“, also eine neue Siedlung in der Landschaft. Warum gerade hier? Die Flußbiegung der Schwarzach sorgte für eine Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit - hier konnte der Fluß relativ ungefährdet überquert werden mit einem Fuhrwerk. Ein Brückenbau wäre damals Aufgabe der Landesherrschaft gewesen, diese hätte aber dafür erst viel Geld ausgeben müssen, um dies danach mühsam und über lange Zeit durch Brückenzoll erst wieder einzutreiben. Zugleich war die Schwarzach im Mittelalter „Landesgrenze“ und trennte das Gebiet des „Oberamts Schwabach“ der Ansbacher Markgrafen vom Landgebiet der Freien Reichsstadt Nürnberg. Auch deshalb blieb über mehrere Jahrhunderte diese Furt eine ideale Querungsmöglichkeit und Neuses damit ein wichtiger Ort. Ebenso entscheidend war der Fluß- und Grenzübergang in Neuses für den Fernhandel im Mittelalter: Von Nürnberg über Kornburg kommend, nutzte die „Venezianerstraße“ - eine Haupthandelsroute über die Alpen nach Italien - diese Furt, um dann Richtung Rednitzhembach und Roth ihre südliche Fortsetzung zu finden. Brückenneubau war Bestandteil der Staatsstraßen-Modernisierung Ab dem 19. Jahrhundert hatte die Schwarzachbrücke in Neuses dann Vorgängerbauten und die direkte Vorläuferbrücke war eine Eisenträgerkonstruktion auf zwei Widerlagern, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts errichtet worden war. Sie führte dort über die Schwarzach, wo heute die große Steinfigur eines Schäfers steht. Vor und nach der Brücke gab es kleine Straßenkurven, weshalb die Staatsstraße 2239 hier von vielen als Problem und „Nadelöhr“ gesehen wurde. Die in den 1960er Jahren beginnende Modernisierung dieser Staatsstraße durch das staatliche Straßenbauamt Nürnberg plante insofern von Anfang an einen Brückenneubau. 1969 hatte der in mehrere Bauabschnitte gegliederte Straßenausbau auch Neuses erreicht. Die Modernisierungspläne sahen dabei nicht nur einfach eine neue Brücke als Ersatz vor, der Straßenverlauf wurde auch auf die heutige Trasse JULI 2020 Im Juli 1969 begann die Neubaumaßnahme für die Brücke über die Schwarzach in Neuses im Rahmen der Modernisierung und des Ausbaus der Staatsstraße 2239. Während im Vordergrund Vorbereitungsmaßnahmen für die Widerlager der neuen Brücke auf der westlichen Schwarzachseite zu sehen sind, ist hinter der alten Brücke mit ihrer Eisenbauweise das „Milchhaus“ von Neuses zu erkennen. verlegt und begradigt. Als Hauptarbeit begann deshalb zuerst der Neubau der Brücke, während die alte Brücke bis zum Sommer 1970 in Nutzung blieb. Das Schwabacher Tagblatt berichtete erstmals im Juli 1969 über die Baumaßnahmen in einem Artikel mit der vielversprechenden Überschrift „Eine neue Brücke über die Schwarzach bei Neuses entschärft die 2239“ ausführlicher. Die neue Brücke als „Freude für alle Autofahrer“ Der fürs „Schwabacher Tagblatt“ tätige freie Mitarbeiter Hans Streibel schilderte die zeitgemäßen Probleme im Artikel: „Eine Freude für alle Autofahrer aber ist … die Tatsache, daß jetzt die Brücke bei Neuses, die nur nach einer wilden Slalomfahrt zu überqueren ist, neu gebaut wird.“ In seinen Fotos dokumentierte er den Baubeginn mit Vorbereitungsarbeiten für die neuen Beton-Widerlager an beiden Schwarzachufern für den neuen Brückenstandort. Im Oktober 1969 konnte er über gute Baufortschritte berichten und seine Überschrift lautete „Die Widerlager für die neue Schwarzachbrücke bei Neuses stehen schon“. Ausführlich informierte er dabei über das neue Bauwerk: Die neue Brücke entstand „etwa 20 Meter westlich versetzt“ von der alten Brücke, hatte eine Stützweite von 19 Metern und eine Fahrbahnbreite von 7,5 Metern. Zu beiden Seiten wurde zudem als Neuerung ein Gehsteig mit 1,5 Meter Breite angelegt und die Auslastung der Brücke wurde für bis zu 60 Tonnen ausgelegt. Ebenfalls neu aufgrund der größeren Brückenlänge war, daß die moderne Brücke im Herbst 1969 einen Flußpfeiler in der Schwarzach erhielt. Eine baldige Lösung der bisherigen Autofahrer-Probleme auf dieser Staatsstraße schien demnach in Sicht. 1970: „Eine Brücke bleibt Torso“ Hatte es 1969 aber noch euphorisch nach schneller Lösung der Verkehrsprobleme geklungen, gab es im Folgejahr 1970 nach der Fertigstellung der Brücke zunächst schlechte Nachrichten: „Eine Brücke bleibt Torso: Ist der Freistaat Bayern finanziell am Ende?“ lautete die Überschrift für einen Artikel über das Brückenprojekt im „Tagblatt“ vom August 1970. Was war geschehen? „Sparsamkeit ist eine Tugend, doch falsche Sparsamkeit kann Gefahren in sich bergen“ schrieb Hans Streibel damals und erläuterte die Hintergründe dafür, wobei er das Vorgehen des Freistaats Bayern als „gefährlich und unverständlich zugleich“ kritisierte. Gefördert durch staatliche Gelder hatte das Straßenbauamt Nürnberg die Brücke „übergabefertig“ als Teilprojekt abgeschlossen, durch die Begradigung und Verlegung der Straße im Anschluß an die Brücke standen aber noch „Restflächen“ für die Neuanlage der Straße als weiterer Schritt aus - und hier weigerte sich der Freistaat Bayern zusätzliche Gelder freizugeben. Etliche Wochen blieb die neue Schwarzachbrücke ein „Torso“ ohne Verkehrsfreigabe und Anbindung zur Staatsstraße 2239. Zweifelnd lautete eine Frage im Artikel deshalb, ob der Freistaat so „entkräftet“ sei, um „hier ein winzigkleines Loch zu schließen?“. Im Herbst 1970 erfolgte die Freigabe der Brücke Ob man in München das Schwabacher Tagblatt vom August 1970 gelesen hatte? Bekannt darüber ist nichts, aber dafür wurden im Herbst 1970 die Anschlußstücke von der neuen Brücke zur Straße fertiggestellt und im Oktober titelte ein weiterer Artikel im „Tagblatt“ „Neue Brücke steht, die alte wird abgebrochen“ als Abschluß der Neubaumaßnahmen. Im Oktober 1970 wurde die neue Brücke für den Verkehr freigegeben, danach begannen die Rückbauarbeiten für die alte Brücke, die sich bis Jahresende 1970 hinzogen. Die ehemaligen kurzen Zufahrtswege zur alten Brücke wurden danach neugenutzt und umgestaltet. Im Bereich der östlichen alten Brückenzufahrt neben dem örtlichen „Milchhaus“ entstand eine kleine Parkanlage mit einer steinernen Schäferfigur als zentralem Punkt. Auf dem früheren Straßenstück des westlichen Anschlußwegs, der 1970

Fotos: (Archiv Streibel/Gem. Wdst.), jör Nach dem Abschluß der Brückenbauarbeiten bis ins Frühjahr 1970 wurden erst im Herbst des gleichen Jahres die anschließenden Straßenstücke zur neuangelegten Staatsstraße vom Straßenbauamt Nürnberg fertiggestellt und ab Oktober die neue Straßenführung für den Verkehr freigegeben. dem „Hembacher Weg“ zugeschlagen wurde, entstanden Parkplätze mit Anbindung der neuen „Nebenstraße“ an die Staatsstraße. Und die Schwarzachbrücke blieb nicht die einzige Brücke in Neuses: Im Frühjahr 1970 begannen auch die Planungs- und Bauarbeiten an einer „Trogbrücke“ für den damals entstehenden „Rhein-Main-Donau-Kanal“ als neue Wasserstraße quer durch Bayern. Direkt hinter der Neuseser Mühle der Familie Assenbaum wurde die Trogbrücke als Querung des Schwarzachtales bis 1973 gebaut. Sie wird seitdem immer wieder im Abstand mehrerer Jahre für den Schiffsverkehr gesperrt und abgelassen, um sie auf ihre Materialsituation und Renovierungsbedarf überprüfen zu können, zuletzt im Frühjahr dieses Jahres. Und es gibt noch an der Verbindungsstraße von Neuses nach Katzwang direkt nach dieser Trogbrücke die Brücke über die A6 an der „Hirschenholzstraße“, die immer wieder für Streitigkeiten in den letzten Jahren wegen ihrer Belastbarkeit sorgt. Neuses ist insofern wirklich das „Dorf der drei Brücken“. (jör) Auf dem östlichen Stück der früheren Brückenzufahrt direkt beim örtlichen „Milchhaus“ entstand nach der Eröffnung der neuen Brücke eine kleine Parkanlage mit der Steinfigur eines Schäfers. Ausführender Künstler im Auftrag des Straßenbauamts Nürnberg zum Preis von 20.000 DM war damals der Münchner Künstler Prof. Oswald Hofmann. Als später aufgrund von Neubauten eine neue Straße im direkten Umfeld angelegt wurde, erhielt sie in Verbindung zur Statue offiziell den Namen „Schäferstraße“. JULI 2020 23

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