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Mitteilungsblatt Wendelstein+Schwanstetten - Juli 2020

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AUS DER REGION Seit 1920

AUS DER REGION Seit 1920 wissen die Großschwarzenloher, was ihnen jeweils „die Stunde schlägt“ Vor 100 Jahren wurde das Hirtenhaus auch ein „Uhrenhaus“ Großschwarzenlohe - Es ist klein und doch unübersehbar bei der Fahrt durch den alten Ortskern von Großschwarzenlohe: Das frühere Hirtenhaus mit seinem Uhrenturm. Genau vor 100 Jahren wurde das kommunale „Hirtenhaus“ von der damaligen Gemeinde Großschwarzenlohe um den heute noch erhaltenen Uhrenturm ausgebaut. Seit 1920 wissen damit die Großschwarzenloher was ihnen „die Stunde schlägt“, zusätzlich ist auch ein Blick in die Gebäudegeschichte und den früheren Beruf des Dorfhirten spannend. Vor genau 100 Jahren beschloss die damals noch eigenständige „Ruralgemeinde“ Großschwarzenlohe ihr kommunales „Hirtenhaus“ zu erneuern und erhöhte dabei den Hausgiebel um einen Uhrenturm mit Spitzdach und Wetterfahne. Dieser Blickpunkt gehört bis heute zu den bleibenden Eindrücken beim Durchfahren des Altorts auf der Kreisstraße für Einheimische und Fremde. Dieser Anbau des Uhrenturms brachte in gewisser Weise die „Moderne“ ins Dorf, wußten die Großschwarzenloher doch von jetzt an minutengenau die Zeit, da die nächste öffentliche Uhr mit Glockenschlag die der Pfarrkirche im nahen Leerstetten war. Bis heute ist das historische Gebäude mit dem Turmaufbau in Besitz der Gemeinde, bis zur Gebietsreform als Liegenschaft der Gemeinde Großschwarzenlohe und seitdem als Teil der öffentlichen Gebäude des Marktes Wendelstein. Seit 1990 hat in diesem Haus der „Rauchklub Großschwarzenlohe“ - 1920 gegründet - sein Vereinsdomizil mit der Möglichkeit zum Üben für die vereinseigene Sängerriege und für andere Gelegenheiten. Hätte nicht die Nach der Eingemeindung veranlasste der Markt Wendelstein eine umfassende Renovierung des Großschwarzenloher „Hirtenhauses“. Im Anschluß an eine mehrjährige private Nutzung konnte 1990 der „Rauchklub Großschwarzenlohe“ das Haus als sein Vereinsdomizil übernehmen und fühlt sich bis heute dort wohl. „Corona-Krise“ das öffentliche Leben weitestgehend lahmgelegt, könnte der Rauchklub - wie noch letztes Jahr geplant - jetzt im Frühjahr groß sein 100jähriges Bestehen feiern. 20 Öl- und Gasheizungen Gas-Wasserinstallation Wartungs- und Störungsdienst Bad-Sanierung Haberecker Heizungsbau GmbH + Co. KG Bergstr. 1 • 90530 Wendelstein • Tel. 09129/87 73 • Fax 09129/77 43 info@haberecker-heizungsbau.de • www.haberecker-heizungsbau.de JULI 2020 Vom Amt des Dorfhirten und dessen Auswahl Der „Dorfhirte“ läßt sich als gemeindlich „angestellte“ Person seit dem Mittelalter in allen größeren ländlichen Siedlungen und Marktflecken in Franken nachweisen. Bis heute sind zudem in den ehemaligen Hauptorten der Vorgängergemeinden des Marktes Wendelstein - in Groß- und Kleinschwarzenlohe, Röthenbach bei St.Wolfgang und in Wendelstein selbst - die früheren Hirtenhäuser als historische Gebäude erhalten. In Großschwarzenlohe wird erstmals in einer „Dorfordnung“ von 1565 der Dorfhirte erwähnt, wenn im entsprechenden Punkt der Dorfordnung dessen Berufung und Einstellung durch die Dorfgemeinschaft erwähnt wird. In der Festschrift zur 700-Jahrfeier der Orte Groß- und Kleinschwarzenlohe von 1989 findet sich, wie die jährliche Anstellung des Dorfhirten laut dieser Dorfordnung üblich war: Die „Verdingung“ des Hirten durfte an keinem Feiertag und auch nicht zu Zeiten eines sonst üblichen Gottesdienstes sein und sollte ohne großes geselliges Zusammensein der Bauern stattfinden (Zitat „oder beim Wein mit übermäßigem Verzehr und Unkosten mit Wissen der Gemeinde“). Nach der Entscheidung für einen neuen Hirt oder die Verlängerung um ein Jahr für den bisherigen sollte dieser „mit Gelübde und Eid verehlicht (verpflichtet) in Dienst genommen werden“. Vom „Schweinegraf“ und der „Gänseliesel“ Auf Eid mußte er schwören, „das Vieh getreulich und niemand zu schaden, hüten und treiben“ für ein Jahr. Kam es zu Verletzungen beim betreuten Vieh oder Todesfällen, sollte er „nach Besichtigung des Schadens und nach Erkenntnis“ mit Kürzung der „Hirtenpfründe“ bestraft werden. Weitere Aufgaben des Hirten waren neben dem täglichen Austreiben des Großviehs der Bauern auf die Gemeindeweide die Horn- und Hufpflege des Viehs. In Großschwarzenlohe wurden z.B. 1772 hohe „Nebenkosten“ für Getränke und Speiseausgaben der Knechte und Mägde beim „Hornausschneiden“ durch den Hirten vor dem ersten Austrieb amtlich beanstandet. Ein Hirte kam üblicherweise nicht alleine, wenn er sich „verdingen“ wollte - mit ihm kam oft eine Familie mit mehreren Kindern. Mit seiner Familie wohnte

Postkarte von Großschwarzenlohe aus den 1920er Jahren: Links im Vordergrund ist die ehemalige Dorfschmiede von Großschwarzenlohe zu sehen und dahinter mit dem Walmdach das Gasthaus „Zum Buchswirt“, rechts vorne ist das frühere Bauernhaus der Familie Meßthaler zu erkennen und dahinter mit dem damals neuen Turmaufbau das Großschwarzenloher „Hirtenhaus“. der Dorfhirte zwar „mietfrei“ im örtlichen Hirtenhaus, für die Kinder bedeutete dies oft aber auch, dem Vater helfen zu müssen. Den Kindern des Hirten wurden oft gegen Entgelt bäuerliche Kleintiere zum Hüten anvertraut wie Enten, Gänse oder auch Ziegen. Dem damit verbundenen „romantisch“ verklärten Begriff der „Gänseliesel“ aus dem 19.Jahrhundert für diese Kinderarbeit steht dabei der abschätzige Name „Schweinegraf“ oder „Herr Fürst“ (Herr über die Rinder) für die Hirtenarbeit gegenüber. Nur wenig Klagen in Großschwarzenlohe über den Hirten Historisch überliefert sind nur wenige Klagen über die Arbeit der Dorfhirten in Großschwarzenlohe: 1682 etwa habe der Hirt „eine Kuh verwahrlosen lassen“ und von 1705 ist eine ähnliche Anzeige bei den Dorfoberen für einen Stier überliefert. Insgesamt scheinen aber die Bauern mit ihren Hirten im Ort zufrieden gewesen zu sein. Von etlichen namentlich erwähnten Dorfhirten bis ins 20. Jahrhundert war zum Beispiel Conrad Himpf von 1755 bis 1772 nachweisbar im Amt. Im frühen 20.Jahrhundert werden für Großschwarzenlohe noch die Dorfhirten Danninger und Haas genannt, bevor das Amt der Hirten „überflüssig“ wurde. Als Vorgängerbau für das Großschwarzenloher „Hirtenhaus“ ist ein „Schaaf- und Wohnhaus“ für den Dorfhirten überliefert. Im 19. Jahrhundert wurde als Ersatz für diese Wohnhaus das heute erhaltene Gebäude im Ortszentrum gebaut und 1920 erfolgte der Anbau des Uhrenturms. Im Nachbarort Kleinschwarzenlohe wurde 31 Jahre zuvor - 1889 - Adam Scharrer als Sohn des dortigen Dorfhirten in eine kinderreiche Familie geboren. Mit seiner Familie zog er wenige Jahre später nach Speikern ins „Nürnberger Land“, wo sein Vater eine neue Hirtenstelle hatte. Adam Scharrer war später in der Weimarer Zeit von Berlin aus und nach 1933 im Exil ein bekannter „Arbeiterschriftsteller“ und „Zeitzeuge des Alltags der kleinen Leute“. Text und Fotos: (jör) JULI 2020 21

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