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Wendelstein+Schwanstetten - März 2022

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AUS UND UM WENDELSTEIN

AUS UND UM WENDELSTEIN 2012 änderte sich Wendelsteins „Eingang zum Altort“ an der Schwarzach dauerhaft Als sich das „Badhaus“ aus Wendelstein „verabschiedete“ 30 2010 konnte die Gemeinde das Anwesen kaufen und 2011 kam es zur Übereinkunft mit dem Bezirk und dem Ziel, das „Badhaus“ vor Ort abzubauen und dann im Freilandmuseum wieder aufzubauen. Im November 2011 begannen dafür Rückbauarbeiten an der angebauten Scheune (links), die nicht mit ins Freilandmuseum übernommen wurde. Wendelstein - Jahrhundertelang prägte es den ersten Blick auf den Wendelsteiner Altort mit, wenn ein Auswärtiger von der Schwarzach aus auf dem Weg zum Marktplatz war: Das Wendelsteiner „Badhaus“. Vor zehn Jahren bot sich für Interessierte letztmals Gelegenheit, das Haus an seinem Originalstandort zu besichtigen. In mehreren Führungen erläuterten damals Bauforscher vom Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim ihre Ergebnisse zur Baugeschichte des Hauses und ihre Entdeckungen. Danach begannen der vorbereitete Abbau des Hauses, der Abtransport ins Museum nach Bad Windsheim und bis zum Herbst 2012 mehrmonatige Ausgrabungen mit weiteren Erkenntnissen und auch Überraschungen aus der Hausgeschichte. Mehr als 570 Jahre alt sind die ältesten Mauerteile von Wendelsteins früherem „Badhaus“ - das können die Bauforscher vom Freilandmuseum in Bad Windsheim sicher sagen - wenn es in 2022 endlich an seinem neuen Standort im Freilandmuseum als Neuzugang fürs Publikum eröffnet werden soll. Während der intensiven Bauforschungen im Haus vor dessen Abbau vor zehn Jahren hat das Haus trotz seines schlechten Bauzustands durch langen Leerstand dem Forscherteam viel aus seiner Geschichte verraten. Und manches was die Wände selbst nicht „erzählen“ konnten, kam bei den Ausgrabungen zutage, die dem Hausabbau nachfolgten. Dieses für Wendelstein besondere Ereignis vor zehn Jahren, bei dem die Bevölkerung miterleben konnte wie alte Hauswände im Ganzen geborgen und als Schwertransporte nach Bad Windsheim gebracht wurden, sind der Hintergrund für diesen Artikel zur Geschichte des Hauses und dessen ungewöhnlichen „Umzug“ 2011/12 von Wendelstein nach Bad Windsheim. In einem Folgeartikel steht der Wiederaufbau im Freilandmuseum im Mittelpunkt und wie aus dem leeren Platz des ehemaligen Badhauses an der Schwarzach in Wendelstein nach 2012 ein beliebter Treffpunkt für die Bevölkerung mit dem „Badhausplatz“ entstand. Das erste örtliche Badhaus an der Schwarzach wurde im Markgrafenkrieg zerstört Ab der Zeit um 1435 gibt es Hinweise und Belege, dass in Wendelstein direkt an der Schwarzach am Rand des Altorts ein öffentliches „Badhaus“ existierte. Nach jetziger Forschung wurde es im 1. Markgrafenkrieg 1448/49 abgebrannt und auf den Grundmauern des Vorgängerbaus entstand 1450 ein Neubau. Dessen Steinmauern im Erdgeschoss sind heute die ältesten Mauerteile des Badhauses wie die Bauforschungen 2011/12 ergaben. Das Haus wurde auch später bei Bränden immer wieder beschädigt - was jedoch vom Gebäude unbeschädigt war, blieb erhalten und nur der beschädigte Bauteil wurde neu errichtet. Anfangs gehörte das Badhaus der Gemeinde, bis 1447 die Patrizierfamilie Ortolff aus Nürnberg das Badhaus und das damalige Wendelsteiner Gerichtsamt kaufte. 1467 kam das Badhaus und der frühere Besitz der Familie Ortolff in Wendelstein zum Stiftungsbestand des Heiliggeistspitals Nürnberg. Das Ende der Reichsstadt Nürnberg 1806 hatte unter anderem die Zerschlagung des Stiftungsbesitzes des Heiliggeistspitals als Folge - das Badhaus gelangte in Privatbesitz und blieb es MÄRZ 2022 2005 stand das frühere „Badhaus“ noch am alten Platz in Wendelstein bei der Brücke an der Schwarzach und am Rand des Altorts. Das gemauerte Erdgeschoss mit mittelalterlichem Portal als Eingang zu den Räumen der Badstube ist nur an der Giebelseite zugänglich und war damals an der Traufseite zur Straße hin mit den zwei Türen längst bis zum Obergeschoss „überbaut“. auch bis fast zu seinem Abbau 2012. Bis dahin hatte sich dieses Haus an der Schwarzach jedoch baulich verändert und neben Anbauten auch Umnutzungen erfahren. Ein „Mehrzweckbau“ m it Badstube und „Mietwohnungen“ Im Freilandmuseum in Bad Windsheim wird zukünftig wieder der historische Bauzustand gezeigt, der bis ins 19. Jahrhundert hinein die Hausnutzung prägte - als das Haus noch „Badhaus“ war: Im Erdgeschoss (in Wendelstein war das EG an der Straßenseite zuletzt längst „verschwunden“) war der „Wellnessbereich“ eingerichtet mit einer großen Badstube mit Bade- und Schwitzbereich, der Schürkammer, einer gemauerten Zisterne für das Frischwasser und Umkleideräumen. Räumlich komplett davon getrennt konnte das Obergeschoss nur durch eine Außentreppe betreten werden, die jetzt im Freilandmuseum wieder rekonstruiert wurde. Im Obergeschoss wohnte der Bader mit seiner Familie und es gab hier wie teilweise auch am Dachboden weitere kleinere Wohnräume, die als „Beständnerwohnungen“ an Dritte vermietet wurden oder Unterkunft für Bedienstete in der Badstube waren. 1814 wurde der Badstubenbetrieb aufgegeben und 1849 erlosch die mit dem Haus verbundene „Badergerechtigkeit“. Das Anwesen wurde zum Bauernhof und um einen Scheunenanbau erweitert. Um 1900 gehörte das Haus dem „Lohnkutscher“ Hans Mack und von dessen Nachkommen kaufte die Familie Erbert das Haus um 1960. Seit deren Umzug in einen Neubau stand das Badhaus dann leer. „Wanzenburg“ oder wertvolles Baudenkmal? Je länger der Leerstand anhielt und das Haus immer mehr verfiel, desto intensiver war die Frage in der Bevölkerung, was mit dem Haus geschehen solle und ob es wertvoll sei für Wendelstein - mit anderen Worten: „Wanzenburg“ oder wertvolles Baudenkmal? Schon ab 2000 begann deshalb Kreisheimatpfleger Manfred Horndasch - zugleich Vorsitzender des Wendelsteiner Heimatvereins - die Geschichte des Hauses und der Besitzer zu erforschen. Er erkannte, daß dieses Haus eines der wenigen gut erhaltenen öffentlichen mittelalterlichen „Badhäuser“ in Nordbayern ohne größere Umbauten war und damit ein „Schatz für die Denkmalpflege“. Weitblickend empfahl er nach Möglichkeiten zu suchen, dieses Haus zu retten - notfalls auch durch Übernahme ins Freilandmuseum nach Bad Windsheim. Die Marktgemeinde griff diese Idee auf, mußte jedoch erst in langwierigen Verhandlungen um einen vertretbaren Kaufpreis mit dem damaligen Besitzer ringen. 2010 war der Kauf perfekt, 2011 konnte mit dem Bezirk Mittelfranken ein „Übertragungsvertrag“ für den Abbau am Ort und Wiederaufbau im Museum in Bad Windsheim abgeschlossen werden. Jetzt begann neben der Archiv- auch die eigentliche Forschungsarbeit des Freilandmuseums, zunächst am und im Haus selbst in Wendelstein. Nur das Wohnhaus wurde ins Museum übertragen In Zusammenarbeit mit der Gemeinde wurde zuerst der Scheunenanbau aus dem 19. Jahrhundert entfernt, dessen Sandsteinquader bei der Nachfolgenutzung des

AUS UND UM WENDELSTEIN Nach der Bergung der Wandblöcke fanden im Sommer und Herbst 2012 Ausgrabungen im Bereich der Hausfundamente statt. Areals als „Badhausplatz“ wieder zu Ehren kamen. So wurde der mittelalterliche „Kern“ des Badhauses sichtbar und den Winter 2011/12 über arbeiteten die Bad Windsheimer Museumsfachleute im Hausinneren. Sie entdeckten viele „kleine Sensationen“ wie eine Holzwand in Blockbauweise und wertvolle „Schätze“ in den Fehlböden des Daches wie die Reste geflochtener Badehauben - wie sie auch auf Werken Dürers erkennbar sind - aus der langen Zeit der Nutzung als gemeindliches Badhaus. Im Februar 2012 gab es für die Bevölkerung die letzte Gelegenheit, das Haus zu besuchen unter Führung der Experten vom Freilandmuseum. Der Andrang war so groß, daß Museumsleiter Dr. Herbert May erst nach mehreren Führungen seine Mannschaft ins redlich verdiente Wochenende verabschieden konnte. Im März begann das Freilandmuseum dann mit dem Abbau des Hauses. Als spezielle Bergungsmethode wurden dabei ganze Wandstücke - sowohl Fachwerk- wie auch Steinwände - als „Wandblöcke“ fachgerecht verschalt und ins Museum transportiert. Dort wurden sie wettersicher eingelagert für den Beginn des Wiederaufbaus. Bis Ende Juli waren nur noch die Hausfundamente übrig und ein Archäologenteam mit freiwilligen Helfern kam jetzt zum Zug. Unter den alten Böden ging es teilweise fast noch ein Stockwerk tiefer „bis ins Mittelalter“: Dabei wurde z.B. eine gemauerte Zisterne mit Gewölbe entdeckt, die sich prompt nach dem Entfernen der Füllschichten wieder mit Grundwasser füllte. In der Badstube und der Schürkammer waren wertvolle Befunde wie die Mauerungen der Schüröfen und der Unterbau des Heizofens der Badstube erhalten. Als im Herbst 2012 die Grabungen endeten, hatten die Fachleute aus der Bauforschung und den Grabungen viele neue Erkenntnisse über Wendelsteins Badhaus und das mittelalterliche Badewesen gewonnen. Text und Foto: (jör) MÄRZ 2022 31

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