Aufrufe
vor 2 Jahren

Wendelstein+Schwanstetten Juli 2021

AUS DER REGION

AUS DER REGION Kurzweilige Altortführung informierte über Röthenbachs historische Besonderheiten Vom Schiffsreiter, Fuhrmannswirtschaften und Pflasterzoll 28 Der Blick auf die „Alte Salzstraße“ im Zentrum von Röthenbach bei St.Wolfgang zeigt drei ortsprägende historische Gebäude: links oben die ehemalige Fuhrmannswirtschaft „Zur Post“, mittig die frühere „Pfragnerei“ als mittelalterliches örtliches „Kaufhaus“ der Fuhrleute mit Möglichkeit zum Tausch und Kauf von Gütern und rechts die alte Dorfwirtschaft - heute das „Village Pub“. Röthenbach St.W. - Röthenbachs Ortsgeschichte hat manche Besonderheit zu bieten, wie die erste Ortsführung des Jahres 2021 mit dem Wendelsteiner Historiker Dr. Jörg Ruthrof aufzeigte: Nach dem Grundsatz „Jeder Ort hat eine spannende eigene Geschichte“ gab es Informationen, warum Röthenbach bei St.Wolfgang bis heute vier Gasthäuser hat und warum fast alle ungewöhnlich groß angelegt waren. Die Teilnehmer der Führung bekamen auch zu anderen Themen geschichtliche Informationen und ergänzend dazu humorvolle Einlagen, da Anni Kniesburges, Katharina Polster und Bernd Kalb mit thematisch passenden Texten die Führung ideal bereicherten. Zu Beginn der Führung gab es Informationen, warum Röthenbach bei St.Wolfgang im Mittelalter dank seiner „besonderen Lage“ für den Handel ein wichtiger Ort war. Er lag an der historischen Salzstraße von Nürnberg über Regensburg nach Österreich und war zugleich Grenzort zum benachbarten markgräflichen Territorium mit der Schwarzachbrücke als „Grenzübergang“. Die Entfernung von hier nach Nürnberg entsprach zudem genau einer Tagesreise der Fuhrwerke der Nürnberger Kaufleute, weshalb hier die reichsstädtischen Kaufmannszüge für sich und ihren Begleittross Übernachtungsmöglichkeiten brauchten. Weitere wichtige „Kunden“ waren Pilger auf Wallfahrt am Wolfgangsweg nach Österreich. Für sie war außerhalb des Ortes die St.Wolfgangskapelle beim Schloß Kugelhammer in der Gauchsbachschlucht ein Wallfahrtsort. Während die Röthenbacher St.Wolfgangskapelle 1732 bei einem Hochwasser zerstört wurde, ist bei Allersberg bis heute eine weitere St.Wolfgang geweihte Kapelle erhalten. Ab 1846 erweiterte der „Ludwig-Donau-Main-Kanal“ den Ort als „Verkehrsknotenpunkt“ und in Röthenbach St.Wolfgang gab es sogar einen eigenen Kanalhafen. Nach dessen Verfüllung in der Nachkriegszeit wurde dort die Grundschule gebaut. Große Gastwirtschaften mit Nebengebäuden und Innenhof Ergänzt wurden die Hintergrundinformationen jeweils um humorvolle Einlagen wie etwa an der ersten Station, als Bernd Kalb das Gedicht vom „Schiffsreiter“ JULI 2021 Auch bei der Gastwirtschaft „Zur Post“ der Familie Brunner sind die historischen Nebengebäude erhalten, die zu einer „Fuhrmannswirtschaft“ gehörten: Links ist die ehemalige Lagerscheune mit Keller für die Salzlagerung zu sehen und anschließend daran die Stallungen zum Unterstellen der Pferde der Fuhrmannszüge über Nacht. beim Treidelsschiff auf dem Ludwigskanal vortrug. Die zweite Station am „Zehnthof“ beim Gasthof „Zum gelben Löwen“ der Familie Kübler hatte typische Elemente der drei „Fuhrmannswirtshäuser“ in Röthenbach St.Wolfgang zum Thema: Neben den ungewöhnlich großen Wirtschaften selbst gehört zu allen ein großer Innenhof - zum sicheren Abstellen der Fuhrwerke - sowie bei zwei Wirtshäusern noch erhalten die Nebengebäude mit Scheunen und Ställen. Hier konnten die Waren und Pferde über Nacht sicher untergestellt werden, während die Kaufleute mit ihren Bediensteten und dem Begleitschutz im Wirtshaus übernachteten. Mit dem „Hinweis“ die Ausweise bereitzuhalten ging es zum historischen Ortsrand an der Schwarzach. Hier standen Informationen über die Schwarzach als frühere „Grenze“ zwischen der Reichsstadt Nürnberg und der Markgrafschaft Ansbach im Mittelpunkt, denn bis um 1800 verließen die Nürnberger Fuhrmannszüge mit dem Überfahren der Brücke endgültig das Nürnbergische Landgebiet oder betraten es bei der Rückreise erstmals wieder. Nach Gründung des Königreichs Bayern gab es an der Brücke zudem eine „Pflasterzoll“-Station für die Benutzung der Straßen im Ortsbereich. Röthenbacher „entdeckten“ erst im 19. Jahrhundert die großen Wirtshäuser für sich Auch eine „Dorfwirtschaft“ gab es ab dem Mittelalter in Röthenbach St.Wolfgang für die Ortsbevölkerung mit dem heutigen Namen „Village Pub“. Erst im 19. Jahrhundert wurden die Fuhrmannswirtschaften auch für die Bevölkerung zu wichtigen Treffpunkten, als sich in Röthenbach Vereine gründeten und in den Wirtschaften ihre Veranstaltungen abhielten. Jede der Fuhrmannswirtschaften hatte über die Jahrhunderte zudem eine zusätzliche „Bedeutung“, die ebenso bei der Führung erklärt wurde: Die Wirte vom „Gelben Löwen“ waren zugleich zuständig für die Einhebung und Aufbewahrung des „Zehnts“, einer mittelalterlichen herrschaftlichen „Grundsteuer“. In der Wirtschaft zur „Goldenen Krone“ der Familie Haubner wurden mit dem Brauch des „Hänselns“ bei - aus heutiger Sicht - derben Spielen und Prüfungen traditionell die neuen Mitglieder offiziell in die Nürnberger Kaufmannszunft aufgenommen. In der Wirtschaft „Zur Post“ der Familie Brunner hatte der Wirt zusätzlich die Aufgabe des „Postexpeditors“, da dieser Gasthof Haltepunkt für die Kutschen und Boten der Thurn und Taxis-Post war und bis heute der Wirtschaftsname an diese lange Tradition erinnert. Andere „Nebenberufe“ der Gastwirte waren zudem früher oft die eines Metzgers oder eines Bäckers bzw. „Melbers“. Neben historischen Wissen bot die Ortsführung auch Launiges: Ergänzend zu den geschichtlichen Ausführungen trugen Katharina Polster sowie Anni Kniesburges und Bernd Kalb von der örtlichen Theatergruppe der „Kunigunde Kreutzer- Spiele“ Texte, Anekdoten und Sprüche rund ums frühere Wirtshausleben an den Stationen vor. Dabei kamen Wirtshauserlebnisse früherer Persönlichkeiten ebenso zu Ehren wie Erinnerungen ans frühere Röthenbacher Kärwa- und Gasthausleben und hochgeistige Weisheiten über Bier und Wein und seine nicht immer erfreulichen Folgen nach dem berühmten Glas bzw. Krug zuviel. (jör)

AUS DER REGION Zwei langjährige Helferinnen im örtlichen BRK- Blutspendedienst besonders geehrt Urkunde und Ehrenplakette des BRK für 30jährigen Einsatz Wendelstein - Viermal im Jahr war es in den letzten 30 Jahren für Frieda Milde und Christa Pohl selbstverständlich, beim Bayerischen Roten Kreuz im Blutspendedienst ehrenamtlich zu helfen, wenn in Wendelstein die Blutspenderinnen und Blutspender „zur Ader gelassen wurden“. Altersbedingt und aus gesundheitlichen Gründen haben beide mit Jahresende 2020 ihre Tätigkeit beendet. In Anerkennung dieser ehrenamtlichen Leistung wurden beide Helferinnen vom BRK jetzt mit Urkunde, Ehrenplakette in Gold und Geschenkgutschein geehrt, die Hedwig Nothard für den BRK-Blutspendedienst und für die örtliche Helfergruppe als Ehrung gern übernahm. Gemeinsam mit weiteren Helferinnen als eingespieltes Team war die umfassende Betreuung der Blutspenderinnen und Blutspender in Wendelstein für Frieda Milde und Christa Pohl seit 1990 viermal jährlich ein festes Ritual: Für alle freiwilligen Blutspender galt es zusätzlich zum Aufbau und zur Bedienung der medizinischen Gerätschaften für diese Tage auch ausreichend Kaffee zu kochen, Semmeln zu belegen als Stärkung, Geschenke an die Blutspender als Dank zu verteilen und diese auch gut zu betreuen. Aus Altersgründen und gesundheitlichen Gründen mussten beide Helferinnen zum Jahresende 2020 jedoch ihre aktive Mithilfe beenden. Diese 30 Jahre sollten jedoch nicht unbeachtet enden für beide, wie Hedwig Nothard als derzeitige Verantwortliche für die Blutspendeveranstaltungen des BRK in Wendelstein bei der Ehrung betonte, denn Frieda Milde und Christa Pohl gebührt für dieses langjährige Engagement viel Dank und Anerkennung. Von Dieter Popp als zuständigem Gebietsleiter des BRK-Blutspendedienstes und im Namen von BRK-Präsident Theo Zellner erhielten beide dafür die Ehrenplakette in Gold samt Ehrenurkunde und einen Gutschein als Würdigung ihrer 30jährigen ehrenamtlichen Arbeit für den Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes. Christa Pohl (links) und Frieda Milde (rechts) erhielten für ihre ehrenamtliche Mithilfe seit 30 Jahren beim BRK-Blutspendedienst in Wendelstein die Ehrenplakette in Gold samt Urkunde und einen Gutschein. Für die örtliche Helfergruppe übergab Hedwig Nothard (stehend) die Ehrung auch im Namen von BRK-Präsident Theo Zellner und Dieter Popp als zuständigem Gebietsleiter für den BRK-Blutspendedienst. Coronabedingt verzögerte Übergabe der Ehrungen Die coronabedingten Einschränkungen, so Nothard, waren der Grund dass beide Helferinnen erst mit Verzögerung jetzt die Ehrung und die Urkunden erhalten haben. „Ich wollte diese Ehrung mit beiden gemeinsam in einem passenden Rahmen machen, der sich inzwischen ergeben hat, und nicht nur nebenbei bei einem privaten Kurzbesuch“ betonte sie und dankte beiden ehemaligen Helferinnen auch namens des gesamten örtlichen Blutspendedienst-Teams nochmals für die unersetzliche Mithilfe seit 1990. „Wir sind eine gut eingespielte Helfergruppe und freuen uns auch gern über weitere neue ehrenamtliche Mithelfer“ beschloss sie zudem die Ehrung. Text und Foto: (jör) JULI 2021 29

Mitteilungsblatt Wendelstein+Schwanstetten

Reichswaldblatt-Feucht

Mitteilungsblatt Nürnberg-Eibach/Röthenbach/Reichelsdorf

Mitteilungsblatt Nürnberg-Katzwang/Worzeldorf/Kornburg

Monatsblatt Heilsbronn