AUS UND UM WENDELSTEIN 1962 bot für Wendelstein mehrere gute Feieranlässe mit Kirchenbau und Jubiläen Richtfest für St.Nikolaus und 100jähriges für Ortsfeuerwehr 18 Wendelstein - Hatte sich 1961 für Wendelstein als Jahr mit Umbrüchen im positiven wie negativen Sinn mit Neuerungen aber auch unlösbaren Problemen erwiesen, wurde 1962 ein Jahr mit vielen positiven Feieranlässen und weiteren Neuerungen - wie ein Rückblick auf der Basis von Zeitungsmeldungen aus dem „Schwabacher Tagblatt“ aus diesem Jahr belegt: In der Kommunalpolitik gab es eine Bürgermeisterwahl „außer der Reihe“ und neben mehreren Jubiläen örtlicher Vereine und Institutionen konnte sich vor allem die örtliche katholische Gemeinde mehrfach freuen - feierte sie in diesem Jahr doch die sowohl die Grundsteinlegung wie auch das Richtfest ihrer neuen St.Nikolauskirche. Der erste Umbruch des noch jungen Jahres 1962 kam überraschend für viele: Im Februar erklärte der amtierende 1.Bürgermeister Johann Trinker seinen Amtsrücktritt - nach mehrmonatiger Krankheit ohne Besserung des Gesundheitszustands sah er mit seinen damals 74 Jahren keine andere Möglichkeit. Johann Trinker war bereits 1918 bis 1933 SPD-Gemeinderat in Wendelstein gewesen und auch ab 1946 wieder ohne Unterbrechung in diesem Gremium. Als stellvertretender Bürgermeister hatte er 1953 das Amt des damals verstorbenen 1.Bürgermeister Georg Löhlein übernommen und 1956 und 1960 erfolgreich das Bürgermeisteramt verteidigt. Seit der Kreistagswahl 1956 vertrat er zudem in der SPD-Fraktion im Schwabacher Kreistag die Interessen seiner Heimatgemeinde. Nach Annahme seines Amtsrücktritts übernahm der damalige 2.Bürgermeister Dr. Richard Sauber die Amtsgeschäfte und bei einer Sondersitzung des Gemeinderats im März 1962 wurde Johann Trinker in Anwesenheit von Schwabachs Landrat Eugen Tanhauser zum Wendelsteiner „Ehrenbürger“ ernannt. Bis zur Wahl des möglichen Nachfolgers am 20. Mai 1962 blieb den damals nominierten Kandidaten aus dem Gemeinderat nur wenig Zeit für Wahlkampf oder Veranstaltungen. Hans Seufert wird neuer Bürgermeister Für die SPD Wendelstein kandidierte Friedrich Hupfer, während Hans Seufert (FW), zu der Zeit auch 1.Kommandant der örtlichen Feuerwehr, von der FW und der CSU gemeinsam unterstützt wurde. Am Wahltag setzte sich Hans Seufert bei einer Wahlbeteiligung FEBRUAR 2022 1962 und auch später war die 1909 erbaute Turnhalle des Wendelsteiner Turnvereins (heute TSV) ein beliebter Ort für Veranstaltungen aller Ortsvereine (Postkarte aus der Zeit um 1912). Die Feuerwehr nutzte die Halle bei ihrem 100jährigen Bestehen im Juli 1962 als Festhalle mit und der Liederkranz feierte im Oktober 1962 hier die Premiere seines ersten Jahreskonzerts mit Opern- und Operettenmelodien. von 86 % mit 935 Stimmen gegen Friedrich Hupfer mit 832 Stimmen durch. Nachfolger für Hans Seufert im Gemeinderat bei der FW-Fraktion wird Willy Ganser. Kurz danach gab es eine weitere Nachwahl - die zum 2.Bürgermeister. Schuld daran war ein Gesetz der Bundesregierung in Bonn zum Verbot von Doppeleinkommen in Beruf und Ehrenamt im öffentlichen Dienst. Genau diese Regelung betraf jedoch Wendelsteins damaligen 2.Bürgermeister Dr. Richard Sauber, der neben seinem Ehrenamt in Wendelstein bei der Stadtverwaltung Nürnberg in leitender Position arbeitete. Er konnte sein Mandat als SPD-Gemeinderat behalten, mußte aber als 2.Bürgermeister zurücktreten. Am 30. Juni 1962 wurde Otto Hübner (SPD) als sein Nachfolger vom Gemeinderat gewählt. Und im Mai galt es endgültig Abschied zu nehmen vom „Anschluß an die große Welt“, denn die DB hatte zu dieser Zeit den kompletten Rückbau der Schienen auf der früheren Lokalbahnlinie begonnen - Wendelstein war „entgleist“. Wendelstein war in den 1960er Jahren nicht so „autofreundlich“ wie heute - wie diese Aufnahme vom „Plärrer“ zeigt: Der Fachwerkgiebel links gehört zum Gasthaus der Familie Böcklein, in der Mitte ist die Tankstelle von Hans Burkhardt (ab 1964 Familie Langhans und danach Fam. Purucker) zu sehen. Der große Dacherker rechts gehört zum heutigen „Heimathaus“, das damals noch „Armenhaus“ zur Unterbringung von drei Familien war. Gehsteige waren fast unbekannt und die Straßen eng und in einfacher Bauausführung. 100 Jahre Feuerwehr - mehr als 90 Festzuggruppen und gut 1000 Festgäste Trotz so vieler Neuerungen und Veränderungen in der Gemeinde gab es auch gute Gründe zum Feiern in 1962: Kurz nach der Wahl zum neuen 1.Bürgermeister war es für Hans Seufert ein besonderer Grund zur Freude, daß „seine“ Feuerwehr ihr 100jähriges groß feiern konnte - ein Jubiläum, das er selbst als 1.Kommandant intensiv mitvorbereitet hatte. Der Auftakt dazu war am Freitag, 20. Juli, und am 21. Juli folgte ein Festkommers mit Ehrungen. Haupttag des Jubiläums war der Sonntag, 22. Juli: Ein Gottesdienst in St.Georg war der erste Punkt mehrerer Veranstaltungen, eine Schauübung folgte gegen Mittag. „Brandobjekt“ der Schauübung war das „Alte Rathaus“, die Versorgung der vorgefundenen „Verletzten“ im Rahmen der Übung übernahm die örtliche BRK-Kolonne als verläßlicher Übungspartner. Am Festzug nachmittags nahmen über 90 Vereine und Gruppen sowie sechs Musikkapellen teil - insgesamt mehr als 700 Teilnehmer! Das Festzelt beim TSV an der Röthenbacher Straße für 900 Besucher reichte laut ST-Bericht für den Ausklang nicht aus, weshalb auch der TSV Wendelstein seine Turnhalle spontan zur Verfügung stellte, um alle Festbesucher unterzubringen - „Ein Fest, wie es Wendelstein lange nicht gesehen hat“ schrieb damals das Schwabacher Tagblatt in seinem Abschlußbericht über dieses Jubiläumsfest. Auch die Gartenbaufreunde, der Zeidlerverein und der Kirchenchor feierten Etwas kleiner als die Feuerwehr feierten weitere örtliche Vereine und Gruppen 1962 ihre Jubiläen und blieben nicht unerwähnt: Im Mai 1962
AUS UND UM WENDELSTEIN hatte der evangelische Kirchenchor sein 40jähriges Jubiläum und beging dies als Ausrichter des jährlichen „Bezirkstreffens“ gemeinsam mit den Kirchenchören des evangelischen Dekanats Schwabach mit einem Festgottesdienst und einem „inoffiziellen Singwettbewerb“ aller teilnehmenden Kirchenchöre. Im September feierten dann zwei Vereine gemeinsam „50jähriges“: Neben dem Obst- und Gartenbauverein konnte auch der „Zeidlerverein“ damals auf sein Gründungsjahr 1912 zurückblicken. Beim gemeinsamen Festkommers am Samstag bildeten Grußworte, der Rückblick auf die jeweilige Vereinsgeschichte und die Ehrung langjährige Mitglieder den Mittelpunkt. Am Sonntag präsentierten sich beide Vereine der Öffentlichkeit mit einer „Obst- und Gemüseausstellung“, die der Obst- und Gartenbauverein seit den 1950er Jahren jährlich gestaltete. Ergänzt wurde die Schau aufgrund des gemeinsamen Jubiläums durch eine „Imkerausstellung“ des Zeidlervereins als zweitem „Geburtstagskind“. Dem damaligen Artikel im Schwabacher Tagblatt zufolge stieß die Jubiläumsschau auf großes Interesse bei der Bevölkerung. Im gleichen Jahr Grundsteinlegung und Richtfest für St.Nikolaus Doppelten Grund zum Feiern hatte 1962 die katholische Kirchengemeinde in Wendelstein, denn in diesem Jahr begann der moderne Neubau ihrer Pfarrkirche St.Nikolaus. Am 13. Mai war die feierliche Grundsteinlegung, an der laut Zeitungsbericht neben Vertretern der Marktgemeinde auch Abordnungen benachbarter katholischer Kirchengemeinden und Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Wendelstein teilnahmen. Und bereits am 26. Oktober 1962 konnte das zugehörige Richtfest für St.Nikolaus groß gefeiert werden. Wie beim Richtfest erhofft, fand schon im Folgejahr - im August 1963 - die Kirchenweihe statt. Eine gelungene Premiere hatte außerdem der „Liederkranz“, der erstmals im Oktober 1962 für die Wendelsteiner Bevölkerung unter dem Motto „Musik für dich“ in der TSV-Turnhalle ein Konzert mit Opern- und Operettenmelodien veranstaltete und knapp 500 Besucher begrüßen konnte. Seither finden als Vereinstradition solche Jahreskonzerte statt. Fast unbemerkt gab es auch diese Neuerung: Die bisherige Postleitzahl „13a“ für den Gesamtbereich Schwabach wurde vierstellig und aufgeteilt. Ab August 1962 hatten die Gemeinden im Schwarzachtal die „8501“ als Postleitzahl, ab den 1980er Jahren „8508“ und „90530“ seit dem Jahr 1993. Text und Archivfotos: (jör) Die katholische Pfarrkirche St.Nikolaus (Postkarte aus den 1970er Jahren). Der Bau der neuen Pfarrkirche begann mit der Grundsteinlegung im Mai 1962, im Oktober 1962 war das Richtfest und im August 1963 konnte die Kirche geweiht werden. FEBRUAR 2022 19
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