AUS UND UM WENDELSTEIN Bei Altortführung ging es diesmal um frühere Geschäfte und Betriebe in Wendelstein Wendelsteins Hauptstraße war früher eine „Geschäftsstraße“ 32 2 Wendelstein - Wo gab es früher im Wendelsteiner Altort Lebensmittelgeschäfte, wo wurden Motorräder, Fahrräder oder sogar Fuhrwerke repariert, wo stand Wendelsteins erste Tankstelle und wo wurden „Kolonialwaren und Drogen“ offiziell verkauft? Antworten auf diese und andere Fragen zur Geschichte von ehemaligen Geschäften und Betrieben gab es jetzt bei einer Altortführung durch den Ortskern zwischen der Schwarzach und dem „Plärrer“ unter dem Motto „Kurzwaren, Drogen und Flaschenbier“. Am Wendenbrunnen als Startpunkt der Führung informierte Historiker Dr. Jörg Ruthrof zunächst über die Bedeutung und die Funktionen des „Marktplatzes“ im Ortskern, wo noch bis um 1900 wohl viermal im Jahr offiziell Markttage stattfanden. Zwei dieser Markttage werden bis heute „indirekt“ weiterhin abgehalten, denn sowohl die jährliche Kirchweih wie auch der Weihnachtsmarkttermin fallen auf diese alten Markttermine. In Höhe des Badhausplatzes erfuhren die Teilnehmer der Führung, dass im Anwesen neben dem Badhaus bis 1937 Wendelsteins erste Apotheke der Familie Renner untergebracht war und wo deren Nachfolgebetrieb ab 1952 war. Zur Apotheke gehörte auch - denn nur Apotheker durften anfänglich gefährliche Stoffe wie Benzol verkaufen - eine Zapfsäule, weshalb die Renner‘sche Apotheke zugleich die erste Tankstelle in Wendelstein war. Warum im Nebenerwerb auch „Flaschenbier“ außer Haus verkauft werden durfte in bestimmten Fällen war ebenso ein Thema am Beispiel der ehemaligen Wirtschaft Prell. Und es gab früher sogar zwei „Mineralwasserfabriken“, wobei im Betrieb der Familie Wolkersdorfer zusätzlich Liköre und Schnäpse hergestellt wurden. Alles fürs Büro und für den Schulbedarf gab es zudem im winzigen, aber reichhaltigen „Schreibwarenladen“ der Familie Ritter. Vom Kurzwarenladen mit Reparaturwerkstatt zur Bäckereifiliale Am Marktplatz galten dem ehemaligen Geschäft von Leonhard Hutzler für „Kurzwaren“ samt Nähmaschinen- und Motorradreparatur weitere Informationen. Später beherbergte das Anwesen ein Sportgeschäft und ist heute Bäckereifiliale. Sowohl beim Rathaus als Station wie an den anderen Haltepunkten ergänzten Anni Kniesburges und Bernd Kalb von der Theatergruppe des Heimatvereins ideal die fachlichen Informationen der Führung um humorvolle Texte und Gedanken zu den jeweiligen Stationen. Oberhalb des Marktplatzes ging die Führung weiter und auch hier waren früher in fast allen Häusern auch Geschäfte oder Betriebe. Wo heute ein Fischladen die Geschäftstradition der Familie Reitinger fortsetzt, befand sich ab den 1870er Jahren für gut 100 Jahre die Schreinerei der Familie Wißmeyer, die Wohn- und Geschäftsmöbel wie auch Holzsärge zu ihren Produkten zählte. Die heutige „Raiffeisenbank“ wurde 1906 als erste örtliche „Post- und Telegraphenstation“ gebaut und die Scheune der Familie Weigler wich in den 1960er Jahren dem Neubau für eine Sparkassenfiliale. In diesem Anwesen ist inzwischen nach mehreren Umnutzungen ein „Hörcaffee“ untergebracht. Völlig verändert ist zudem die Einfahrt zum Altort beim „Heimathaus“, AUGUST 2021 denn auch hier gab es bis zu deren Abriss für die Straßenverbreiterung in den 1970er Jahren mehrere kleinere Läden. Dominant und doch fast versteckt liegt im Altort ein weiterer früher wichtiger Betrieb für Wendelstein: Der Zwischenhalt hier galt dem - jetzt der evangelischen Kirchengemeinde gehörigen - Ensemble in der Kirchenstraße, in dem von 1818 bis 1975 „Wendelsteiner Bier“ gebraut wurde. Und auch die heutige Marktstraße war früher eine „Geschäftsstraße: Neben der Schmiede von Julius Sparer gab es die Bäckerei Burk-Engelhardt, die Schuhmacherei Metz mit Schuhgeschäft, die Drechslerei mit Handlung der Familie Felsner, die Sattlerei der Familie Löhlein und dahinter in der Schulhofstraße die kleine Zimmerei und Schreinerei von Johann Braun. Text und Fotos Archiv: (jör) Bildhinweise: 1: Bis 1937 residierte Wendelsteins erste Apotheke der Familie in diesem Haus im Altort neben dem früheren „Badhaus“ und durfte als Besonderheit auch Benzin für Automobile verkaufen - die Zapfsäule vor dem Haus ist am rechten Bildrand erkennbar. 2: Das Geschäft von Alois Reitinger in der Kirchenstraße (Foto unten links) bot früher nicht nur „Kolonialwaren“ an, sondern auch als Drogerie Medizin, die auf den Rechnungsköpfen als „Drogen“ bezeichnet wurden. Die Brauerei (Foto unten rechts) in direkter Nähe sorgte dafür, dass die Wendelsteiner Bevölkerung immer genug Bier hatte. 3: In den 1960er Jahren war die Drogerie Reitinger um einen Lebensmittelladen erweitert und neugebaut worden. Ebenfalls neu war - am rechten Bildrand - anstelle einer alten Scheune das moderne Geschäftsgebäude, in dem bis in die 1970er Jahre die Sparkasse ihre örtliche Filiale hatte und dies stolz auch an der Fassade künstlerisch präsentierte. 1974/75 baute die Sparkasse nur unweit davon am heutigen Standort eine moderne und größere Bankfiliale. 1 3
AUS UND UM WENDELSTEIN Röthenbacher Kirchenstiftung setzte Tradition ihrer Benefizkonzerte erfolgreich fort Ungewöhnliches Konzertmotto überraschte und begeisterte Während Corinna Frühwald (1.v. links) sowohl als Solistin wie auch im Duett mit Stefan Glaßer (2.v. links) beim jetzigen Benefizkonzert in Röthenbach bei St.Wolfgang die Soli und gemeinsamen Stücke mit Bezug zur Vogelwelt übernahmen, bereicherte der „Ad hoc Chor“ unter der Leitung von Stefan Glaßer das Konzert mit geistlichen Melodien - ganz im Sinne des Konzertthemas „Menschen und Vögel - beide singen“. Für viele der Konzertbesucher war das jetzige Benefizkonzert der örtlichen Kirchenstiftung nicht nur aufgrund des musikalischen Themas eine Besonderheit: Es war als 22. Konzert überhaupt der bisherigen Konzertreihe auch ein gelungener Neustart nach den Einschränkungen der Coronaphase, da das letzte Konzert vor fast einem Jahr in der St. Georgskirche im benachbarten Wendelstein stattfand. Unter dem Motto „Menschen und Vögel - beide singen“ gestaltete das Duo Corinna Frühwald (Flöte) und Stefan Glaßer (Klavier und Orgel) sowie der örtliche Kirchenchor „Ad hoc Chor“ unter Stefan Glaßers Leitung eine bunte musikalische Reise quasi aus der „Vogelperspektive“ durch die Musikstile und Jahrhunderte vom Barock bis in die Moderne. Wie umfassend Corinna Frühwald und Stefan Glaßer bei ihrer Spurensuche nach der Vogelwelt in der Musik recherchiert hatten, bewies schon das Eröffnungsstück nach der Begrüßung durch Bernd Bergmann als Vorstand der Kirchenstiftung: Aus einer Sonate von Ludwig van Beethoven spielte Stefan Glaßer als Solist am Klavier ein Stück, in dem der Kuckucksruf als Motiv eingearbeitet war. Ans Chorleiterpult wechselnd, beeindruckte der „Ad hoc Chor“ unter seiner Leitung danach mit zwei Sätzen aus einer „Missa“ von J.W. Kalliwoda aus dem 19. Jahrhundert und an der Orgel als weiterem Instrument setzte Glaßer das Zwiegespräch „Kuckuck und Nachtigall“ von Händel gekonnt musikalisch um. Für die nächsten Stücke hatte Stefan Glaßer als Duettpartnerin Corinna Frühwald zur Seite mit der Querflöte und der Piccoloflöte: Sie ergänzte ihn ideal und mit eigenen Motiven und Gegenstimme bei drei Sätzen aus einem Werk von Antonio Vivaldi für Flöte und Orgel und einem modernen Stück von Marlaena Kessick für Flöte und Klavier. In die Musik des frühen 20. Jahrhunderts entführte das Duo mit „Colibri“ von Sigfrid Karg-Elert. Jeweils als Soli präsentierte Stefan Glaßer am Klavier ein Stück von Leos Janacek sowie ein für Kinder komponiertes Stück von Tschaikowsky und Corinna Frühwald begeisterte mit ihrem Solostück für Flöte von Jean Rivier. „Abendsegen“ und „Pan und die Vögel“ Als Duo mit Klavier/Flöte beeindruckten beide zudem mit dem Stück „Pan und die Vögel“ von Jules Mouquet und ließen mit Theodor Blumers Stück den Vogelzug nach Süden erlebbar werden. Das Finale leitete der „Ad hoc Chor“ mit zwei Liedern ein, einem „Abendsegen“ von Christian Lahnsen und einem Werk von Mark Heard. Mit dem letzten Duett von Corinna Frühwald und Stefan Glaßer - einem Stück von Henri Busser - klang der gelungene musikalische Ausflug ins Vogelreich aus. Der abschließende lange Beifall zeigte die Freude über das Gehörte wie überhaupt wieder solche Konzerte erleben zu dürfen und mit einer Zugabe gab es für das Publikum gern einen Dank für diesen Beifall zurück. Dr. med. dent. Christian JäniChen Zahnarzt Text und Foto: (jör) Wir begrüßen Frau Dr. Ino Kafantari, die uns ab sofort in unserer Zahnarztpraxis unterstützend zur Seite steht. Hauptpraxis: OT Groß´lohe Schwander Straße 10, 90530 Wendelstein Telefon 0 91 29 - 2 62 52 AUGUST 2021 33
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